Erst als ein Minizander und zwei weitere heftige Bisse,
ein offensichtlich fängiges Plateau in der Scharkante
markieren, steigt die Spannung.
Allerdings hat auch die Sonne an Höhe gewonnen
und der Wind die Regenwolken verjagt. Es treibt uns
aus den Handschuhen und eigentlich ist Sonnenbrillenwetter.
Es wird regelrecht gemütlich. Ob die Zander das
auch so sehen? Ich komme nicht dazu den Gedanken weiter
zu verfolgen, da haut Achim einem Zander seinen Anbiss
um die Ohren. Das nimmt der Fisch nicht tatenlos hin.
Aber obwohl er am längeren Hebel hängt,
muss er kapitulieren. Weil der schönste Spaß
der ist, den man sich selbst macht, löst sich
beim Keschern der Kescherstiel vom Netz. Glücklicherweise
handelt es sich um einen gutmütigen Fisch, denn
er lässt sich ohne Stiel und Gegenwehr ins Netz
schöpfen. Dieses Prachtexemplar hätten wir
auch nicht verlieren mögen! Gute 60 Zentimeter
Zander geben zwei dralle Filets.
Wir versetzen um eine Wurflänge. Eigentlich müssten
wir jetzt in die Schnitte beißen, doch so lange
die Zander das tun, lassen wir die Gummis tanzen.
Nur in der Absinkphase des Köders nehme ich mir
Zeit mit einem Biss einen halben Apfel zu inhalieren
und komme mir wie ein Hecht mit zu großer Beute
vor. Nur, der kann durch die Kiemen atmen.
Ich schlage den Rollenbügel mit dem Apfel in
der Hand um und will gerade die Kiefer entspannen,
als es mir beinahe die Rollenkurbel entreißt.
Der Fisch hat sich ungestüm selbst angeschlagen.
So kann ich meine Maulsperre entfernen und Achim eröffnen,
dass er einen weiteren Zander ins Boot löffeln
muss. Danach sind wir uns einig, dass launisches Beißverhalten
von Zandern nur üble Unterstellung sein kann.
Die verbleibende Angelstrecke in der Bucht hat keinen
Zandergrund und ist eine anglerische Durststrecke,
die wir mit heißem Tee überbrücken.
Dumm nur, dass wir eine Stunde brauchen, um das rauszubekommen.
Endlich kommen wir wieder in den Wind. Achim hat sein
Fanglimit noch nicht ausgeschöpft. Mit einem
schmächtigen Fisch hält er sich weitere
Optionen offen. Allerdings bleibt nicht mehr so viel
Zeit, denn die blaue Stunde kündigt sich bereits
an. Ein weiteres, wenn auch kleines Plateau im Abhang
nährt noch einmal unsere Fangerwartungen. Ein
kleiner Zander und kurz darauf ein strammer Barsch
atmen Luft und halten die Konzentration hoch. Aber
es gehen nur noch "Steinbeißer" an
die Köder. Einen füttere ich sogar an.
Die Dämmerung kommt merklich und wir rudern zurück.
Mario und Rolf pirschen sich ebenfalls angelnd heran.
So bleibt noch Zeit an unserer morgendlichen Ausgangsstelle
das Büchsenlicht zu erwarten. Nach einem Blick
auf die Uhr geben wir uns ein Limit von drei Würfen
und dann ist Schluss. Das Boot muss ja auch noch zerlegt
und verpackt werden. Angenehm ist, dass der Wind nachgelassen
hat. Hätten wir mit diesem Ködergefühl
den ganzen Tag angeln können dann ... Dann bekommt
Achim einen Mordshänger. Das geht aber gar nicht,
denn hier lag heute Morgen kein Baumstamm! Die Rute
ächzt und die Rolle stöhnt. "Wir brauchen
den Kescher", quetscht Achim unter Anstrengung
hervor. Es dauert ein wenig, bis aus dem Hänger
ein Fisch wird und noch einmal so lange, bis mich
ein Glasauge aus der Dämmerung anschaut. Das
würde problemlos in den Kescher passen. Doch
ich habe Mühe auch den Rest zwischen die Keschermaschen
zu bekommen. Das ist definitiv der Zander des Tages.
Das Blitzlicht des Fotoapparates offenbart die stolzen
73 Zentimeter Gardemaß und nicht nur das; der
Fisch zeigt sich dickbäuchig. Mit diesem Abschluss
fällt es uns nicht schwer das Angellicht jetzt
endgültig auszuknipsen.
Bleibt nur noch festzuhalten, dass keiner erwartet
hatte, dass die Zander so schwer werden.
G.K.
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