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Hecht Ein leichter Südwind beflügelt unsere Dorschphantasien auf dem Weg zur Ostsee. Und eine Stunde später rütteln sich unsere Wobbler im eiskalten Wasser warm. Es ist für alle Beteiligten hart, denn erst nach einer weiteren Stunde liegt der erste Dorsch im Boot und der nächste folgt unmittelbar im gleichen Zeittakt. Da ist es am besten, wenn wir erst einmal selbst in die Schnitte beißen, bevor wir die Dorschgründe draußen an der Fahrrinne im tiefen Wasser aufsuchen. Der Wind ist inzwischen eingeschlafen und eine alte Dünung schiebt unter der glatten Wasseroberfläche Buckel.
"Na los, ziehen wir den Finger", gibt Ulli das Startsignal und lässt den Anlasser klicken: Klick und noch mal klick-klick. Wir schauen uns mit naivem Gesichtausdruck an. Während Ulli sich das metallische Klicken ohne Motorgeräusche noch einmal anhört, schaue ich mich verstohlen um. Dort, wo wir hin wollen, hoppst ein schwarzer Punkt eines Angelbootes am Horizont und ein Fischkutter legt gut zwei Kilometer von uns entfernt seine Netze aus.
Inzwischen hat Ulli die Motorabdeckung entfernt und versucht das unwillige Bauteil mit dem Schlagholz für die Fische durch leichtes Klopfen zum Arbeiten zu überreden, denn seine Schadensprognose ist klar - der Anlasser hat einen Ratsch weg. So weit, so schlecht. Irgendwie sieht das nach Handstart aus, spätestens wenn die Batterie leer-geklickt ist. Eine Anreißleine für den 30-Ps-er findet sich im gut sortierten Leinen-Salat der Fischkiste. Jetzt sollte sich noch ein, wenn auch verrosteter, 10-er Maulschlüssel finden, denn mit der Angelzange sind die Schrauben an der Verkleidung über dem Schwungrad nur rund zu lutschen. Aber in der Kälte der letzten Tage scheint selbst Eisen sublimiert zu sein. Der einzige Rostklumpen in der Werkzeugkiste ist ein ehemaliger Schraubenzieher.
Und plötzlich tuckert ein rot-weißer Kutter namens Arkona auf uns zu. Der entblößte Motor hat ihn angelockt. Wir können unser Glück kaum fassen. Der Angeltag ist gerettet! "Hast du vielleicht einen 10-er Schlüssel dabei?", schmeichelt Ulli sich nach dem Hilfsangebot des Skippers ein. Natürlich hat er und in zwei Stunden kommt er wieder vorbei, ignoriert der Fischer Ullis Versprechen den Schraubenschlüssel zurückzubringen.
Was wir für Ignoranz halten, sind hellseherischen Fähigkeiten der Einheimischen. Das merken wir aber erst eine Stunde später. Denn die dreißig außenbords hängen Pferde durch Anreißen zum Laufen zu bewegen, ist ähnlich erfolgreich wie einen Lanz-Bulldog ohne Vorglühen anzuschieben. Dieser Angeltag ist gelaufen. Was bleibt ist Angelstunden auf unserem Zeitkonto anzusammeln bis uns der Kutter ins Schlepptau nimmt.

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