Es ist Montag und im Regionalfernsehen aus "Meck Pom" zerstört ein Schiff auf Eisbeobachtung drei Zentimeter Winter im Strelasund und meine Hoffnungen auf das kommende geplante Angelwochenende.
Doch Ulli gibt sich Tags darauf am Telefon als eingefleischter Optimist und das schon seit dem Dezember vergangenen Jahres. Nur, es hat sich drei Monate lang immer noch ein Grund gefunden, warum es mit unserer Ausfahrt auf den Bodden nicht klappte.
Aber neue Hoffnung keimt beim Wetterbericht auf - der Winter nimmt eine Auszeit. Und tatsächlich, regen sich am Mittwoch bei mir Anglergefühle und auch Ulli ist von Fischdrang erfüllt, denn er hat eine Botschaft am Telefon. Bange machen vor dem Winter gilt nicht. Im O-Ton: "Mensch das Eis taut weg wie Butter."
Endlich, der Freitagabend beginnt und endet auf der Autobahn ohne den vorhergesagten Frühlingsregen. Im Gegenteil, hinter Rostock breitet sich weiße Landschaft und der Bootstrailer schusselt auf schneeglatten Nebenstraßen. Ulli kann ein Stoßgebet nicht unterdrücken: "Nee, Mensch warum trifft es denn immer uns!"
Der Autoradio-Wetterbericht verkündet, passend zum Thema, für Morgen windstilles Ostsee- Wetter. Wäre schön, wenn er uns auch noch sagen könnte, wo wir ein eisfreies Fahrwasser finden, von einer Trailerstelle nicht zu reden! Doch schwarzes Wasser zwischen breiten und schneeweißen weißen Randeisstreifen unter der
Strelasundbrücke beendet unser frustriertes Schweigen und macht uns Optimismus auf Ostseedorsche. Noch im Morgengrauen, als sich Himmel, Wasser, Eis und vom Nachtschnee überkrümelte Landschaft kaum voneinander unterscheiden lassen, machen wir uns auf den Weg zur Trailerstelle. Angestrengt starren wir nach Westen
und provozieren eine Fata Morgana mit dunkler Wasserfläche. Und diese ist mit weißen Punkten durchsetzt. "Treibeis", entfährt es mir spontan. Ulli stiert immer noch hypnotisiert hinaus. "Quatsch", entfährt es ihm trocken. Wie Recht er hat. Es sind nur hunderte Singschwäne, die das dreißig Meter breite Randeis an der Trailerstelle bevölkern. Erst dahinter wackelt höhnisch brackige Flüssigkeit.
Doch einmal haben auch wir das Glück der Tüchtigen. Bereits gestern haben sich Bekloppte wie wir durch das tragfähige Eis geschunden. So bricht das Boot abgetrailert durch die über Nacht zusammengepappten Eisschollen in der schmalen Rinne. Den Rest erledigt der Außenborder.
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