Auch,
wenn sich gleich am Anfang ein klodeckel-großer
Blei an Rolfs feines Angelgerät verirrt. Sein
Drill ist immerhin aufregender als meiner vom Morgen.
Inzwischen sind wir zu viert und bekommen somit das
"Köfi"-Problem in Griff. Das tut auch
Not, denn die Sonne steht schon als roter Glutball
unter der Hochspannungsleitung im Westen.
Zeit für die Mitangler ihr Nachtlager in den
Autos zu scharren. Ich brauche das nicht, weil in
gut drei Stunden meine Frau vom Bahnhof abgeholt werden
will. Als die Sonne hinter dem Horizont verschwindet,
dreht jemand auch die Heizung ab. Aber der Grill verbreitet
vorsorglich Wärme und Lagerfeuerromantik und
schwärzt nebenbei das Grillgut. Trotz schlechter
Lichtverhältnisse können wir das Problem
durch Essen lösen. Richtigen Hunger hat zwar
niemand, denn der Pflaumenkuchen vom Nachmittag ist
gerade durchgerutscht. Aber was soll man sonst machen?
Die Raubfischruten sind gerade ausgelegt und innerhalb
der nächsten Stunde wird sich an denen wohl auch
nichts rühren.
Die nächste Grillrunde ist nur mit Kunstlicht
zu bewältigen. Allerdings riecht man bei den
Hähnchenkeulen den Kohlebildungsprozess: Bei
den Kartoffeln ist das unkritisch, die werden ohnehin
aus der Pelle geschlagen.
Ich putsche jedoch nach dem ersten Gang der Speisefolge,
denn nach Satt kommt bekanntlich Schlecht. Und außerdem
rebelliert mein Bissanzeiger unerwartet. Etliche Meter
Schnur sausen in die Dunkelheit, bevor Ruhe eintritt.
Ich sehe vor meinem geistigen Auge, wie der Zander
den Köderfisch frisst. Möglicherweise suggerieren
mir dieses auch nur die Schmatzgeräusche aus
dem Hintergrund.
Auch bei Theo piept es Alarm. Geht jetzt die Fischpost
ab? Und mir bleibt nur noch eine Stunde Angelzeit!
Theos Bissanzeiger raubt uns die Nerven, bis wir ihn
mit guten Ratschlägen entnerven und er den erlösenden
Anhieb setzt und einen Fisch spürt. Als der Kescher
in das schwarze Wasser taucht, schnellt seine Rute
entspannt zurück - ab.
Für mich der richtige Zeitpunkt meinen unversehrten
Köderfisch einzuholen. Die Maiskörner an
der zweiten Rute sind auch noch frisch. Was soll's.
Ich räume mein Zeug zusammen und tschüß
...
Mir bleibt nicht mehr allzu viel Zeit, um pünktlich
auf dem Bahnhof zu sein. Dennoch muss ich meinen Vorwärtsdrang
zügeln, sonst fliegen mir die Angelutensilien
ins Kreuz. Außerdem habe ich meinen Hund mit
und will ihn nicht durch das Schiebedach katapultieren.
Am Seeanfang tobt in der Party-Bucht der Bär.
Der Weg ist halb mit Autos zugestellt, so dass ich
kurzzeitig die Orientierung in der Dunkelheit verliere.
Sicher ist nur, dass rechts von der Pfütze, die
jetzt ins Scheinwerferlicht rückt, das Ufer kommt.
Vorsichtshalber bleibe ich links und bin sicher, nicht
den gleichen Weg wie bei der Herfahrt getroffen zu
haben. Dafür ist er zu grün und die Fahrspuren
sind etwas zu tief. Aber auf dem aufgeworfenen trockenen
Matsch neben diesen rollt es und irgendwann müssen
sich die blinden Fahrer, die hier spurten, ja auch
auf den Hauptweg gewühlt haben.
Die Scheinwerfer hoppeln wie Irrlichter über
die Unebenheiten des Behelfsweges und jede Delle gleicht
einem unergründlichen Loch, in dem erst bei Annäherung
ein kurzer Lichtspot den verschrumpelten Ton aus der
Finsternis reißt. Ich weiß nicht, wo ich
mit meinen Gedanken bin, jedenfalls nicht bei dem
überdimensionalen Schatten, der über der
gesamten Fahrspurbreite liegt. Zu spät, erst
als das Wasser bis zu den Scheiben hochspritzt, erkenne
ich meinen Fehler. Jetzt hilft nur noch Gas! Es hilft
lediglich bis zum Ende des schwarzen Loches. Der Motor
dreht hoch und die Reifen jaulen. In der danach eintretenden
Totenstille wird mir klar, dass ich soeben das fabrizierte,
worüber wir uns bisher immer köstlich amüsiert
haben. Auch im Rückwärtsgang halten die
Räder nur den Tonschlick flüssig. Jeder
weitere Befreiungsversuch ist nur dazu geeignet das
Auto bis über die Türschweller zu versenken.
Das kotzt mich an! Die Zeit läuft mir weg und
die Lacher habe ich auch auf meiner Seite - später.
Wenigstens muss ich nicht in die Gatsche steigen,
als ich das Auto verlasse.
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