Bereits seit über einem Monat lauere ich auf
einen abgesprochenen Termin zur Schleppangelei auf
der Ostsee. Im April war es dem Zielfisch zu kalt,
dann war meine Zeit zu knapp und als ich gekonnt hätte,
war mein Angelführer ausgebucht. Erleichtert
lege ich den Telefonhörer auf. Es klappt doch
noch mit der Trollingtour am einzigen freien Wochenende
im Wonnemonat. Wonnemonat und proppere Meerforellen
passen allein schon aus diesem Grunde optimal zueinander.
Noch halte ich aber den Ball meiner Vorfreude flach,
denn die Montags-Windprognosen für das Wochenende
sind zum Ausspeien! Gerne würde ich den Fischen
opfern, aber dazu müssten ich erst einmal aufs
Wasser kommen. Bei allen Vorteilen einer "all
inclusive" gebuchten Angelausfahrt, bleibt der
Nachteil, nicht zu wissen für welches Wetter
man bezahlt. Über Fische mache ich mir keine
Gedanken, denn der Zielfisch ist fester Bestandteil
des Vertrages. Zu lange schon kennt mich der "Hecht"
- Lenker, als dass er nicht wüsste, dass ich
ausreichend Stunden am Wasser für den Zielfisch
eingezahlt habe. Andererseits kenne ich seinen Fischdrang,
wenn es sein muss bis zur Erschöpfung. Übrigens
die Bezeichnung Hecht-Lenker geht auf den Namen seines
Bootes zurück - alles klar?
Gewohnt entspannt, wenn auch ein bisschen spät,
erreichen wir unser Angelquartier um Mitternacht.
Trotz später Stunde serviert der unglaublich
individuelle Zimmerservice einen Begrüßungs-Trunk.
Stilvoll reicht er jedem, ganz im Anglerambiente,
ein Fläschchen. Ich vergaß zu erwähnen,
dass Rudi als dritter Mann mit von der Partie ist.
Mit dem Preis-Leistungsverhältnis bin ich bis
hier her sehr zufrieden.
Wenig später, so gegen zwei Uhr, nachdem die
Schlepphalterungen am neuen Boot montiert sind, ist
die Luft nach der Arbeitswoche bei mir raus. Da hilft
selbst ein Gute-Nacht-Schluck zum Anstoßen auf
den neuen und jetzt grünen "Hecht"
wenig. Mein herzlicher Glückwunsch kommt etwas
müde daher. Als ich ins Bett falle wird mir klar,
dass der Begrüßungs- ein Bestechungsschluck
war. Aber das bleibt unter uns!
Was zählt ist das Wetter am Angelmorgen.
Diesen Morgen hat der Wetterbericht jedoch nicht im
Programm. Es ist viel zu wenig Wind. In Windeseile
hingegen montieren wir am Boddenufer unsere Schleppausrüstung.
Trotzdem bleibt Zeit aus den Augenwinkeln einen Watangler
mit Kinderbadewanne im Schlepptau - vermutlich keine
Schwimmhilfe - zu beobachten. Als wir zur Ostsee starten,
tritt er unerwartet früh den Rückzug an.
Auf unsere Frage: "Wanne schon voll?", winkt
er resigniert ab, "kein Stahlvorfach vor dem
Hornhechtblinker..."
Ja, die Hornhechte, wie konnte ich die vergessen?
Der Käpt’n weis jedoch Bescheid: "Die
waren letzte Woche noch auf der Ostsee und werden
wohl inzwischen in den Bodden gezogen sein."
Nach einer Stunde Bootsfahrt wollen wir es genau wissen.
Um das zu erfahren, müssen aber erst einmal neun
Schleppmontagen ohne diplomatische Verwicklungen ins
Wasser gebracht werden. Trotz Schleierwolken vor der
Sonne eine schweißtreibende Angelegenheit. "Uff",
geschafft. Nach mehreren Versuchen hängen die
Downrigger-Bleie mit eingeklippter Schnur endlich
in der richtigen Tiefe. Dafür ist es in meinem
Schwimmanzug überdurchschnittlich feucht.
"Jetzt brauche ich erst mal eine Abküh...",
ich komme nicht dazu den Satz zu beenden. Zack, schnellt
eine Rute in die Höhe und schüttelt sich
stumm. Der Fisch am anderen Ende ist elektrisch und
schießt Zick-Zack im Wasser. Doch das Schleppgerät
ist für andere Kaliber ausgelegt und so hat der
80-er "Horni" keine Chance - trotzdem
nicht schlecht für keinen Zielfisch.
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